von Karl
Friedrich Bühren
Dahlermark bezeichnen wir das Gebiet
der ehemaligen Gemeinde Dahl. Sie stellt heute mit 33 Quadratkilometern den
flächengrößten und südlichsten Stadtteil von Hagen dar. (Bezirk Eilpe/Dahl umfasst 51 km2 = 32 % der
gesamten Stadtfläche).
Zur
Lage: Die Dahlermark grenzt an drei Nachbarkommunen;
im Westen an Breckerfeld, im Süden an
Schalksmühle und im Osten an Nachrodt-Wiblingwerde).
Geologisch betrachtet bilden sechs Gebirgsfalten
(Nahmertal, Hobräckerrücken,
Nimmertal, Selkinghausen/Hunsdieker Sattel, Volmetal und
Kalthauserhöh) das Gebiet. Die ökologisch wertvolle Naturlandschaft mit großflächigen
Wald- und Feldmarken gibt ihr den sympathischen Namen „Dahlermark“.
Die ehemalige Landgemeinde Dahl bestand
nachweislich seit dem 15. Jh. aus insgesamt rd. 70 einzelnen Siedlungen, die in
drei Bauerschaften (Gemeindebezirken): „Kalthausen“,
„Becke“ und „Bölling“ aufgeteilt waren. Die Siedlungen liegen vernetzt zwischen
Talauen um 150m ü. NN und den Bergterassen
um 400m ü. NN.
Die
Böllinger Hochheide bildet
das „Dach von Hagen“ (444m ü. NN).
Durch Ausdehnung der drei Bahnhofs-Ortsteile
an der Volme im 19. Jh. ist heute die Anzahl der Siedlungen im Volmetal auf die Hälfte zusammen geschmolzen.
Siedlungsgeschichte Menschliche Spuren
reichen bis in die Mittelsteinzeit um 7.000 v. Chr. zurück. Das bezeugen
mesolithische Funde auf den Dahler Berghöhen. Auch
die Römer nutzten schon einen uralten Weg von Frankfurt zur Ruhr über die
Kammlagen der Böllinger Höhen. Aus dem 7.Jh. n. Chr.,
existieren „am Brock“ die Reste einer altgermanischen Fliehburg (Wallburg), die die damals ansässige Landbevölkerung
errichtet hat. Es waren Bauern, Bergleute und Waldschmiede, die heimische Erze
gegraben und geschmolzen haben, um aus ihnen Arbeitsgeräte und Waffen
herzustellen. Die ältesten dörflichen Siedlungsspuren gehen zurück auf die
fränkische Landnahme und die sich anschließende Christianisierung. Den ältesten
Nachweis eines Dahler Bauerngutes liefert uns eine
„Urbare des Klosters Werden“ (um 1100). In diesem Besitzverzeichnis wird der Unterhof Rumscheid als hofeshörig zum Oberhof Schöpplenberg
bei Zurstraße aufgeführt.
Verwaltungsgeschichte Mit dem 11. Jahrhundert erlangten
Königsmannen, Grafen und andere privilegierte Geschlechter umfangreiche Begüterung. Der Name der Gemeinde Dahl geht zurück auf den
Adelssitz „Haus Dahl“ (13. Jh.), wo die Ritterfamilie von Dale (niederer Adel)
sich links der Volme unweit der alten Wehranlage AmBrock
einen verteidigungsfähigen Wohnturm „Bollwerk“ baute. Auf dem Grundbesitz von
„Haus Dahl“ erwuchs später der Marktflecken Dahl mit der Pfarrkirche im
Zentrum.
Bis Ende des 14. Jahrhunderts gehören Leute
und Herrlichkeit im Kirchspiel Dahl den Lehnsherren der Freigrafschaft Volmarstein (Erzbistum Köln), bzw. ein Teil den Grafen von
(Hohen)-Limburg oder schon den Grafen von der Mark.
Seit 1400 geschah dann die große Wende; denn
nun war das gesamte Kirchspiel Dahl den Grafen von der Mark zugeordnet. Die
jetzige Dahlermark gehörte zum neuen Amtsbezirk
Wetter. Ein seltener Hoheitsgrenzstein, der so genannte „Amtsstein“ auf der Böllinger Hochheide, erinnert
noch heute an die 600 Jahre alte Verwaltungsgrenze seiner Zeit zwischen den Amtsbezirken
Wetter und Altena ; heute zwischen der Stadt Hagen und dem Märkischen Kreis.
Während der französischen Fremdherrschaft
(1794-1815) wurde die Gemeinde Dahl dem Bürgermeisteramt Breckerfeld (Kreis
Ennepe-Ruhr) zugewiesen; und Mitte der 1970er Jahre der Stadt Hagen
eingemeindet. Der neue Verwaltungsbezirk nennt sich Eilpe/Dahl.
Industriekultur verbindet. Die
zerklüftete Landschaft, das rohstoffreiche Gebirge, die holzreichen Wälder, die
hohen Niederschläge haben seit dem Mittelalter eine frühe florierende
wirtschaftliche Entwicklung in der Metallerzeugung und –Weiterverarbeitung
geschaffen. Das Kirchspiel Dahl war inzwischen zum Erz-Hüttenbezirk erblüht mit
Höhepunkt der Bergbau- und Waldschmiedetätigkeit im 11.- 13. Jh. Danach
verlagerte sich die Eisenproduktion in die Täler. Hier entstand auch das
europaweit beliebte Eisen-Qualitätsprodukt „Osemund“.
Im Mittelalter drehten sich in keinem
anderen Hagener Stadtteil so viele Wasserräder für Schmelzhütten, Hammerwerke, Schleifkotten, Drahtrollen und Mahlmühlen, wie im heutigen
Stadtteil Eilpe/Dahl. Bis zur Entdeckung der ersten
Steinkohle 1578 im Muttental bei Witten benutzte man
nur Holzkohle.
Die Industrie im Volmetal förderte um 1900 den Bau der Talsperren „Jubach“ und „Glör“, um ganzjährig
die Wasserkraft aus der Volme nutzen zu können. Bedeutung erlangte aber auch
die Dahler Industrie an den Nebenbächen der Volme und
am Nahmerbach.
Verkehrsentwicklung
Im
Zuge der Industrialisierung bekam das noch sumpfige Volmetal
im 19. Jahrhundert eine gepflasterte Landstraße (heute B 54) entlang der Volme
und eine Eisenbahnstrecke Hagen – Brügge. Inzwischen besteht direkte
Verkehrsanbindung an die Autobahn A 45, die parallel zur alten Landstraße
Hagen-Lüdenscheid über Kammlagen der Dahlermark mit
Querverbindung Dahl-Rumscheid-Hohenlimburg
– verlaufen.
Heute
ist die Dahlermark ein beliebter Wohnstandort, gemischt
mit umweltfreundlichen Industrie- und Gewerbeunternehmen und Land- und
forstwirtschaftlichen Familienbetrieben; dazu ein Naherholungsgebiet mit 100km
Wanderwegen in vielfältiger Wald- und Feldmark.
Weitere Informationen
zur Geschichte finden Sie auch um Buch „Hagen-Dahl ist doch kein Dorf“ von Karl
Friedrich Bühren, herausgegeben 2009 von der Stiftung
Haus Dahl.
Die Stiftung Haus
Dahl befasst sich u. a. mit Erforschung, Instandsetzung und Erhaltung der
Kulturdenkmale in der Dahlermark.